Protokoll der Bürgerversammlung am Montag, den 25. April 2022 der Initiative „Nicht mehr vom Gleichen“

Moderation: Petra Lafferenz, Axel-Georg Wiese (Initiative)
Podium: Andreas Holzbauer, Kai-Uwe Zirk, Bernd-Dieter Schlange, Renata Kustusz (Initiative)
Empfang: Mariana Martins (Initiative)
Protokoll: Reinhard Gralla, Günter Wolff (Initiative)
Teilnehmer: Etwa 80 Personen von 6.000 Einladungen an Neu-Steilshooper Haushalte, Herr Hertel Hamburger Wochenblatt
Einlass: 18:00 Uhr Schulcampus, großer Stadtteilraum, E-Mail-Erfassung
Beginn: 19:00 Uhr
Ende: 21:00 Uhr

Petra eröffnet die Sitzung, begrüßt die Gäste und übergibt an Andreas, der auch ehemaliges Mitglied des Stadtteilbeirats war und über Aktionen der letzten 9 Jahre berichtet.

Für Neu-Steilshoop mit 17000 Einwohner sollen nochmals Wohnungen für 2000 Bewohner geschaffen werden. Im Jahr 2013 wurden in einem Bürgerworkshop, wo alle Steilshooper mitwirken durften, Ideen entwickelt. Eine Mehrheit der Teilnehmer wollte keine weiteren Wohnungen und wenn überhaupt genossenschaftliches Wohnen, Studentenwohnheime jedoch keine Hochhäuser. Es sollten Restaurants, Cafés und öffentliche Räume entstehen. Von den Vorschlägen wurde nichts im Bebauungsplanentwurf realisiert. Auch nach 9 Jahren wurden von der Verwaltung keine weiteren Vorschläge der Steilshooper aufgenommen. In 2019 fand eine Stadtteilbeiratssitzung statt. Dort wurden die Pläne für die Baufelder 11 und 12 der SAGA vorgestellt und um Zustimmung geworben. Der Stadtteilbeirat lehnte ab und verfasste zwei Monate später die Steilshooper Erklärung. Die Planung sollte gestoppt werden, mit dem Ziel, durch die Beteiligung der Bewohner Steilshoop attraktiver zu gestalten und ein Gesamtkonzept zu entwickeln.

Alle Vorschläge wurden von den politischen Entscheidungsgremien und der Verwaltung (Finanzsenator, Bezirksamt, Behörde für Stadtentwicklung) abgelehnt und auf strikte Nachverdichtung gesetzt. Auf die strukturellen Defizite wurde nicht eingegangen. Ein Dialog kam nicht zustande. Anknüpfend an die Bürgerversammlung vom März 2020 soll die Initiative „Nicht mehr vom Gleichen in Steilshoop“ weitergeführt und Ideen gesammelt werden, obwohl laut Verwaltung doch schon im Jahr 2013 eine Bürgerbeteiligung stattgefunden habe. Es gibt weiterhin keine Gesprächsbereitschaft seitens der Verwaltung mit den Steilshoopern. Stattdessen wird Dankbarkeit von den Steilshoopern aufgrund des neuen Campus eingefordert.

Kai referiert über Inhalte zur Bürgerbeteiligung im Wandsbeker Koalitionsvertrag und den grünen Ring, der am Bramfelder See vorbeiführt und nicht bebaut werden darf. Im Koalitionsvertrag wird im Grunde das vereinbart, was die Initiative als Ziele fordert. Die Verwaltung handelt jedoch ambivalent. Für Steilshoop wird außer der Nachverdichtung nichts umgesetzt. Wenn im grünen Ring gebaut wird, müssen Kompensationsflächen geschaffen werden. Dazu gehören auch die Baufelder 11 und 12. Die geplanten Systemhäuser der SAGA sind ökologisch nicht nachhaltig und widersprechen den Hamburger Klimaschutzzielen. Bernd (Verkehrsplaner) erklärt anhand einer Grafik die Auswirkungen des Baustellenverkehrs in Steilshoop Nord und beim EKZ (U-Bahn-Haltestelle), den Logistikplätzen und den Baufeldern 11 und 12 sowie wie die damit verbundenen zwangsläufigen Umleitungen aussehen werden. Alle 5-10 min kommen Betonmischer in Form von Schwerlastverkehr, etwa am Borchertring und den drei U- Bahn-Stationen (Barmbek-Nord, Steilshoop und Bramfeld).

Frage nach dem Zeitplan: U-Bahn 5 Jahre, Baufelder 11 und 12 unbekannt
Fragen nach den Busverbindungen: Die Linie 7 wird auf die Steilshooper Allee verlegt.
Frage: Warum werden Detailfragen diskutiert, was möchte die Initiative (Bebauung, Logistik)?
Was kann noch verändert werden? Dazu später!

Renata übernimmt und referiert über die Situation der letzten 30 Jahre in Steilshoop. Renata arbeitet mit Jugendlichen. Sie verweist auf die schlechte Reputation von Steilshoop und dass sich Jugendliche schämen, aus dem Stadtteil zu kommen. Auch Steilshoop hat ein Anrecht auf einen schönen Stadtteil.

Axel antwortet auf die Frage, was noch verändert werden kann und wie Steilshoop attraktiver werden kann. Es ist schwierig mit Politik und Wissenschaft ins Gespräch zu kommen, um z.B. bessere Kaufkraft zu erzeugen und neue Einwohner zu gewinnen. Es konnte die nationale Presse gewonnen werden und es wird versucht, ein Gesprächsformat zu entwickeln, um Gehör zu bekommen. Aus den Sozialverbänden und aus der Wissenschaft gibt es Kommentare zu der schlechten Infrastruktur im Stadtteil.

Petra eröffnet die Diskussionsrunde: Frage nach dem Baufortschritt und was besser in der Logistik gemacht werden kann?
Petra. Es wurde bisher kein Bebauungsplan beschlossen. Das Planverfahren wird noch bei den Fachbehörden bearbeitet. Es ist noch Zeit Änderungswünsche aus der Bewohnerschaft zu berücksichtigen.
Kommentar: Der Bebauungsplan soll 2024/25 veröffentlicht werden (Linken-Vertreter im Planungsausschuss). Es geht um reinen Wohnungsbau. Viele suchen Wohnungen.
Kommentar: Im EKZ gibt es Schimmel in den Wohnungen. Es sei nur ein Sprungbrett. Die Einwohnerin möchte nicht in Steilshoop bleiben.
Petra: Wie wird der Stadtteil attraktiv? Was braucht es dafür?
Kommentar: Ich wohne 50 Jahre in Steilshoop und habe 5 Kinder aufgezogen. Es gibt wunderbare Naherholungsgebiete und Einkaufsmöglichkeiten.
Kommentar Jugendliche: Es gibt keinen Raum für Jugendliche und keine Einkaufsmöglichkeiten. Hier muss mehr getan werden.
Kommentar: Ich wohne 40 Jahre in Steilshoop und lebe gerne hier. Das EKZ und Ärztehaus sind verwaist. Das war anfangs anders und florierend.
Axel: Meine Kinder waren in der Gesamtschule und Bekannte sind weggezogen. Das EKZ sei zentral und kann mit einer besseren Kaufkraft, z.B. durch hochwertigere Bebauung ertüchtigt werden.
Kommentar: Um was geht es hier, wir sollten uns auf die Bebauung konzentrieren.
Mariana: Neubauten waren nie das Thema. Es geht um Kulturflächen und nicht um reinen Wohnungsbau, um attraktiver zu werden.
Petra: Die Diskussionen wiederholen sich seit 2013. Wie soll es mit dem gesamten Stadtteil weitergehen?
Frage zum EKZ: Kann es von der Stadt übernommen werden?
Axel: Es gibt einen Sanierungsplan von einer Investorin, die auf verwaiste EKZ spezialisiert ist.
Andreas: Das RISE-Gebiet Steilshoop Mitte wird gefördert. Dazu gehören das Ärztehaus und das EKZ. Auf dem Parkhaus ist ein 3. Hochhaus geplant.
Andreas: Was fehlt in Steilshoop?
Kommentar Kai: Wir können den Bau wahrscheinlich nicht stoppen, aber was wird gebaut und welcher Energiestandard wird angewendet, damit günstige Mieten erzielt werden? Was können wir noch gestalten?
Petra: Stichworte an der Tafel, keine Hochhäuser, EKZ, Grünerhalt, Bramfelder See Kommentar: Der grüne Ring wird nicht beeinträchtigt.
Kommentar: Es fehlt die wissenschaftliche Begleitung. Dafür müssten öffentliche Mittel beantragt werden.
Kommentar: In den Neubauten sollen im Erdgeschoss Läden entstehen. Kommentar: Bessere Begrünung.
Kommentar: Durchmischung wie in Eimsbüttel und Eppendorf, dann würde Steilshoop attraktiver werden.
Kommentar: Es fehlen Banken und eine Post. Die HASPA hat viele Filialen geschlossen. In der Presse wurde zu viel Negatives über Steilshoop berichtet. Wir sind genauso wertvoll wie andere Hamburger. Steilshooper und Migranten werden in Hamburg diskriminiert.
Kommentar: Ich wohne 50 Jahre hier. Meine Kinder würden hier nie wieder hinziehen.
Kommentar: Wir können den Standard nicht mal in Steilshoop halten. Von der Politik kann nichts erwartet werden. Steilshoop wird nicht gesehen, auch die Sportvereine (Hellbrook) nicht.
Kommentar: Ich wohne 50 Jahre hier. Ich habe nichts gegen neue Bebauungen, aber das EKZ müsste besser sein.
Kommentar: Vieles hängt vom EKZ ab. In Bramfeld und Barmbek funktioniert es doch auch.
Kommentar: Es tut mir Leid für die Steilshooper.
Kommentar: Ich wohne seit 48 Jahren hier. In Steilshoop gibt es keine Oberstufe. Durch mehr Wohnraum kommen mehr Schüler. Das Schulgebäude wird nicht reichen. Wie werden die Kinder der 2000 neuen Bewohner beschult werden?
Andreas: Es wurde mit Architekten und Stadtplanern gesprochen. Es gab Entsetzen über die Planungen. Wissenschaftliche Unterstützung müsste von der Politik eingefordert werden. Dann gäbe es auch neue Ideen. Bei der Pressekonferenz in der Rathauspassage am 4. Nov. 2021 sagte der Vertreter des Sozialverbandes, dass er zwar für sozialen Wohnungsbau sei, aber die Pläne für Steilshoop sozial unverträglich seien. Angeblich reiche der Raum laut Politik für 2000 Wohnungen.
Kommentar: Es sollte einen offiziellen Auftrag für die Wissenschaft zur Stadtentwicklung geben. Welche Bemessungsgrundlagen gibt es?
Andreas: Dies wurde eingefordert. Die Politik ist dafür nicht bereit.
Kai: Mehr als 50 % der Kinder müssen zur Beschulung in andere Stadtteile. Wir wollen mit der Wissenschaft zusammenarbeiten, ggf. auch in Eigenregie.
Axel: Wir haben um Politiker geworben. Sie verweigern sich uns gegenüber. Dennoch ist es ein lohnenswertes Ziel ins Gespräch zu kommen. Die Argumente sind bekannt.
Petra: Wie soll es weitergehen? Wir müssen uns regelmäßig monatlich treffen und größer werden (Bürgerbegehren, Presse, Klagen, Diskutieren mit Politikern)! Der Prozess hat uns bisher noch nicht weitergebracht.
Kommentar: Wir müssen uns öfter treffen. Ich vertrete Jugendliche und wollte einen Laden im EKZ übernehmen. Dann hätte ich für 100.000 € investieren müssen.
Kommentar: Am Montag des letzten Monats tagt der Elternrat. Woher kommt die Zahl 50% der Schüler, die auf andere Stadtteile ausweichen müssen?

Weitere Stichworte und Kommentare:

  • Marodes EKZ
  • Mängel in den Wohnungen über dem EKZ
  • Langjähriger Bewohner wohnen gerne in Steilshoop
  • Junge Bewohner wollen eine Begegnungsstätte/Treffpunkt haben
  • Kaufkraft nach Steilshoop holen
  • Klimagerechte Bauweise
  • Solardächer
  • Dachbegrünung
  • Es fehlt eine Bar oder ein Cafe am See
  • Es fehlt eine Bank und eine Post
  • Keine hohen Häuser
  • Es fehlen Ladengeschäfte in den unteren Etagen

Weitere Vorschläge:
Es sollte eine Untersuchung in Auftrag gegeben werden, um die Anzahl der Schüler zu ermitteln, die den Stadtteil verlassen.
Ist die Stadtteilschule überhaupt aufnahmefähig für noch mehr Schüler?

Anfrage an den neuen Besitzer das EKZ: Kann das EKZ noch wirtschaftlich saniert werden?
Wissenschaftlichen Begleitung: Einladung an Personen, die sich wissenschaftlich mit der Stadtentwicklung beschäftigt haben.

Ein Bürgerbegehren zu dem Bebauungs-Planverfahren anschieben.

Petra: Bitte, die noch fehlenden E-Mail-Adressen bei Mariana zu hinterlassen.
Renata Schlusswort: Wir müssen aufstehen. Warum können die Hochhäuser nicht wo anders gebaut werden. Wir sind zu wenig. Wir müssen mehr werden und protestieren sowie uns engagieren. In den letzten 30 Jahren wurde es stetig schlechter in Steilshoop. Wir haben viel Qualität und möchten alle dazu auffordern, mitzuarbeiten.

Petra beendet die Sitzung, bedankt sich bei den Zuhörern und lädt sie im Bistro auf ein Getränk ein.

Impressionen von der Bürgerversammlung